[Schreibaufgabe] The Ordinary World … oder schlichtweg die Ausgangssituation

Bevor der erste Satz geschrieben wird, haben deine Figuren ein Leben gelebt. Innerhalb des Romans oder der Romanreihe erleben wir nur einen Ausschnitt aus ihrem ganzen Leben. Wenn deine Figur achtzig Jahre alt wird (als Beispiel) und wir innerhalb des Romans, der Romanreihe, zehn Jahre begleiten und sie ist zum Beginn der Geschichte dreißig Jahre, dann hat sie schon dreißig Jahre vorher erlebt und wird noch einmal vierzig Jahre erleben, wenn wir die letzte Seite umgeblättert haben.

Die ersten dreißig Jahren der Figur (oder wie alt sie immer auch ist, wenn wir sie das erste Mal in deiner Geschichte kennenlernen dürfen) sind interessant. Denn dort wurde dein Charakter geformt und gebacken (^_^). Alles, was sie in diesem Zeitraum erlebt hat, hat zu ihrer Charakterbildung auf der ersten Seite beigetragen. Daher ist es schön und nicht gerade unwichtig, wenn du diesen Teil der Geschichte kennst.

Nehme dir eine deiner Figuren vor und etwas zum schreiben. Und nun lasse die Figur reden. Lasse dir ihre Lebensgeschichte erzählen. Und zwar in der Ich-Form.

Wo ist deine Figur geboren, wer waren die Eltern und was hat sie so alles erlebt. Schreibe einen Fließtext (keine Auflistung oder Stichpunkte). Überlege dir, wenn die Figur vor dir sitzt und dir ihre Geschichte erzählen möchte, wie sähe dies aus. Schreibe alles auf, was sie dir erzählt. Schreibe ein Text, wie du ihn theoretisch auch in deinem Roman verwenden könntest (nur theoretisch, denn vieles in dem Text wirst du wahrscheinlich nicht in deinen Roman verwenden).

Und achte auf mögliche Konflikte für deine Geschichte. Denn dort kann vieles verwendet werden.

In dem Sinne, schönes Suchen :o)

[Charaktere] Auch der / die Antagonist_In wollen ihre Geschichte

Als ich mit dem Schreiben anfing, habe ich mich als erstes auf die Hauptfigur gestürzt und versucht alles über sie herauszufinden, was es nur gibt. Meinen damaligen Antagonisten, oder war es eine Antagonistin?, ich weiß es gar nicht mehr, kannte ich nicht. Wie man liest, ich weiß bis heute noch nicht einmal ob er ein männlein oder sie ein weiblein war.

Nach und nach habe ich dann doch begriffen, okay, man sollte sich doch mal mit den Antagonist_Innen auseinandersetzen um zu wissen, wer die Geschichte antreibt. Das gilt nicht nur für Krimis, dass gilt letztendlich für alle Arten von Geschichten und Antagonist_Innen (auch wenn es sich hierbei um eine Naturkraft handelt, so sollte man wissen was ein Orkan ist und anrichtet oder wie gefährlich Braunbären wirklich sind).

Doch trotzdem habe ich diese Art von Figur nur dann betrachtet, wann sie auftritt und was sie macht, wenn sie in die Öffentlichkeit (also im Licht der Geschichte) erscheint. Was sie ansonsten macht, ich habe es im Hinterkopf registriert, dass sie natürlich nicht einfriert und nichts macht, aber richtig realisiert habe ich nicht, dass sie trotzdem etwas macht.

Bei einem Kurs, an dem ich gerade teilnehme (im März kommt der letzte Teil) habe ich was ganz banales gelernt. Auch das Böse will eine eigene Geschichte, will durch die Geschichte geführt werden.

Das bedeutet ganz schlicht, die Arbeit, die du dir mit deiner Hauptfigur machst, musst du natürlich auch mit deinem Bösewicht machen (egal ob Frau oder Mann ;o) ).

Es gibt ja die sogenannte Heldenreise (zum Buchtipp werde ich noch mal gesondert kommen). Das bedeutet, dass die Figur (Held und Heldin) eine Reise antritt. Von der Ausgangssituation bis hinunter in die Unterwelt, um dann mit einem Elixir wieder zurückzukommen. Und diese Reise will dein Bösewicht auch antreten.

Natürlich muss über kurz oder lang das Böse am Ende scheitern. Bei einem Mehrteiler im letzten Band, bei einem Einteiler eben irgendwo Richtung Ende. Aber auch eine Böse kann und sollte eine Entwicklung durch machen, da sie sonst zu platt wirken könnte. Wie ich schon schrieb, ein Bösewicht ist eben kein Bösewicht.

Auch wenn der Bösewicht nur kurz auftritt, so lenkt sie die Geschichte und treibt unser Held und / oder Heldin an, überhaupt auszuziehen und die Held_Innenreise anzutreten. Dazu muss man nicht nur wissen, mit wem sie und er es zu tun haben könnte. Sondern auch wie seine / ihre Reise aussieht.