[RP_02] Der Anfang

Ich habe neben meinem Hauptprojekt (worüber ich mich hier regelmäßig beklage) auch noch ein anderes Projekt, an dem ich mal los den einen oder anderen Gedanken weiterleite. Gestern dachte ich mir dann so, während ich unterwegs war, dass ich vielleicht nebenbei auch daran ein wenig intensiver arbeiten und meine Erfahrungen hier (mehr oder weniger) direkt mit euch teilen kann. Dann könnt ihr sehen, wie ich selbst an einem Roman arbeite. Wobei ich gleich sage, Details zum Inhalt, zu den Figuren oder zur Geschichte, werde ich hier nicht lang und breit vorstellen. Dafür bin ich noch zu sehr Anfängerin und zu sehr paranoidisch veranlagt ;o)

Also fangen wir mal mit den grundlegendsten Überlegungen an. In welchem Genre möchte ich denn überhaupt schreiben? Nun gut, dass ist bei mir momentan keine Überlegung, sondern es gibt nur eine Antwort: Steampunk. Mir liegt diese Richtung schon sehr lange, nur hatte ich nie einen Namen dafür gehabt. Die Kleider der Damen und dann die mehr oder weniger moderne Technik. Schon vor gut zehn Jahren hatte ich die Idee zu einem Comicheft dazu gehabt, eine Welt der zwanziger oder früher mit Augenscanner und so weiter. Das Projekt scheiterte an meiner nicht-existenten Zeichentalents und daran, dass mir keine gute Geschichte einfallen wollte. Nur ein netter Zeichenstil, wenn ich das mal so dreist behaupten darf.

Aber letztendlich hat mir Sherlock Holmes (ja, ich rede von der Neuverfilmung) endlich einen Namen für mein Genre gegeben. Also habe ich mich dazu informiert und sogar ein Handbuch gefunden, wie man in diesem Genre gut schreiben kann.

Gut und recht und schlecht, ich weiß also, in welchem Genre ich schreiben möchte. Da ich auch gerne die Romane aus dem viktorianischen Zeitalter lese, dachte ich mir, England? Schon wieder? Muss es denn immer England sein? Natürlich wird Steampunk sehr häufig mit England in Verbindung gebracht. So sehr, dass auch deutschsprachige Autorinnen und Autoren auf dieses kleine Land ausweichen (gut, in dem Buch gibt es auch eine Geschichte aus Deutschland, aber diese sind rar gesät, leider). Dabei bietet allein Europa so viele Länder, dass man sich so richtig schön austoben könnte. Und von der restlichen Welt werde ich einfach mal nicht sprechen. Da kann man sich wirklich ausleben.

Da ich ein Pseudohistorischen Roman schreiben möchte, muss ich mich kurz oder lang für ein Land und einen Zeitraum entscheiden.

Kurz zur Erklärung: Was ist denn bitte schön pseudohistorisch?

Ich benutze dieses Wort in Bezug auf die Idee, die ich verfolge, weil es kein richtiger historischer Roman sein wird. Allein die Tatsache, dass ich Steamelemente einbauen werde (über kurz oder lang), lässt schon daran zweifeln, dass es historisch korrekt ist. Ein historischer Roman bildet die Geschichte, wie sie einst statt gefunden hat, korrekt ab, bindet fiktive Figuren als Protagonisten ein und erzählt dann drauf los. Es können einige Abweichungen abfinden, um die Spannung zu steigern (so taucht mal ein König in einem Dorf auf, wo er mal vorbeigeritten ist). Natürlich sollte das im Nachwort erwähnt werden, dass es sich bei dieser Abweichung nicht um eine korrekte historische Darstellung handelt. Aber ansonsten hat es mehr mit einem spannenden Geschichtsbuch zu tun, als mit einer pseudohistorische Geschichte.

Hier nutze ich einfach einen historischen Rahmen, ändere es teilweise schwach, teilweise massiv ab, packe einige Steamelemente ein, nutze historische Figuren und erzähle eine Geschichte, wie sie hätte stattfinden können, wenn es vielleicht zu entsprechenden Erfindungen gekommen wäre.

Steampunk ist daher auch ein Genre der Science-Fiction Ecke und nicht der Fantasy. Denn es behandelt das Thema, wie hätte die Zukunft aussehen können, wenn die Vergangenheit anders gewesen wäre. Achtung, viele packen Steampunk zur Fantasy, finde ich jedoch die falsche Ecke.

Aber egal, in welche Ecke ihr diese Richtung packt, weiter im Text.

Es gibt im Grunde genommen drei Möglichkeiten, sich für das entsprechende Setting zu entscheiden:

  1. Wenn eine historische Figur mich so sehr fasziniert, dass ich für sie einen Rahmen für einen Auftritt ermöglichen möchte (sei es, dass sie oder er nur die letzten Seiten streift oder eine entscheidene Rolle spielt)
  2. das Land
  3. der Zeitraum bzw. das Jahr.

Zum ersten Punkt hatte ich jetzt nichts gefunden. Es gab keine Person, wo ich momentan sage, die muss ich haben, die muss in meinem Roman auftreten. Wenn nicht, dann kann ich auch mit dem Schreiben aufhören. Daher fällt, wie schon erwähnt, Punkt 1 total flach.

Dann gibt es noch Punkt 2 und 3.

Im Grunde genommen heißt es, dass Steampunkt von 1860 bis 1940 eine Rolle spielt. Grob gesehen ist das in Ordnung, man kann aber auch gerne den Zeitraum früher ansetzen. Soweit ich die Trailer richtig interpretiere hat die neueste Drei Musketiere  Verfilmung viele Steampunkelemente. In dem Sinne, kannst du den Zeitraum auch früher ansetzen. Ich empfehle einfach realistisch zu bleiben, dann klappt es auch mit der Geschichte.

Ich habe mir zuerst überlegt, in welchem Land könnte meine Geschichte spielen. Wenn ich mir ein Land aussuchen, sollte ich eine Sache immer berücksichtigen. Mit diesem Projekt werde ich mich gut ein Jahr aufhalten (wenn nicht sogar länger). Da sollte ich nicht ein Land oder eine Stadt verwenden, die für mich schlichtweg langweilig ist, nur weil es vielleicht leichter ist darüber Literatur zu finden. Am besten suchst du dir ein Land aus, was dich magisch anzieht und du dafür regelrecht brennst. Dann ist es völlig egal, welches du nimmst, es wird spannend werden, die Reise anzutreten. Und wenn du das für dich richtige Land gefunden hast, bleiben die notwendigen Konflikt für deine Geschichte auch nicht aus (du weißt dann, wonach du suchst).

Also gut, welches könnte ich verwenden. Mmh, komischerweise habe ich nicht lange überlegt und das für mich richtige Land gefunden: Preußen. Letztendlich kommt ein Teil meiner Familie aus diesem Gebilde, was wir als Preußen kennen (der andere Zweig kommt von woanders her, mehr, wenn ich darüber mal eine Steampunkgeschichte schreibe ;o) ).  Und warum soll man eine Steampunkgeschichte nicht im alten Preußen spielen?

Nun, dass Land war für mich schnell klar. Und welches Jahr? Zuerst dachte ich, dass ich 1860 nehme. Aber das war mir etwas zu rund. In welchem Jahr bist du? 1860! Ah … ja. Ne, dass hat mir nicht gefallen. Also nehme ich ein anderes Jahr: 1861. Das liest sich einfach besser. Und dann habe ich mal bei Wiki geschaut, was denn da so schönes in Preußen passiert ist. Und siehe da, schon der 02.Januar ist interessant. Wilhelm I wird König von Preußen. Okay, ich gestehe, dass habe ich heute erst gesehen. Ich dachte, dass würde erst im Laufe des Jahres geschehen. Das bedeutet für mich übrigens, dass meine Geschichte doch 1860 beginnen muss. Zumindest Ende des Jahres. Ansonsten wird es ein wenig eng ;o)

Das ist für mich erst einmal der Rahmen, wo meine Geschichte spielen wird. Und ja, meine Heldinnen und Helden habe ich auch bereits. Aber gestern und vor allem heute habe ich mir Gedanken über meinen Antagonisten gemacht.

Ich dachte mir, dass die Revolution 1848/1849 eine Grundrolle spielen könnte. Und hier kann der pseudohistorische Aspekt eine Rolle spielen. Gab es keine Tote? Dann kreieren wir diese mal. Es gab keine Straßenschlachten? In meiner Geschichte schon. Natürlich sollte man sich informieren, was damals wirklich vorgegangen ist (da gibt es genügend Literatur darüber) und dann, wenn man die Wahrheit kennt, kann man diese in dem pseudohistorischen Gewand abändern.

Damit ist aber erst einmal der Anfang geschaffen. Und nun kann es weiter gehen.